Als vor wenigen Jahren ein Basler Antiquar ein Reisetagebuch anbot, das drei bisher vornehmlich in Fachkreisen bekannte Kunstmaler geführt hatten, war dies eine Sensation. Darin dokumentierten die Gebrüder Weissenhofer, Bob, Carl und Keith, ihre Ägyptenreise, die, nach den schriftlichen Notizen und Skizzen zu urteilen, zu künstlerischen Ergebnissen geführt hatte, die eine völlig neue Sicht auf die Moderne fordern.
Den Kuratoren der Flottmannhallen in Herne und des E-Werks in Freiburg gelang es durch intensive Nachforschung, die nunmehr in ihren reiferen Jahren befindlichen Künstler ausfindig zu machen und eine Ausstellung ihrer in Ägypten entstandenen Werke nebst einiger von dort mitgebrachter Artefakte zu initiieren. Die in Wort und Bild dokumentierte Reise ist nicht nur eine kunstgeschichtliche Entdeckung ersten Ranges, sondern auch ein wichtiges kulturgeschichtliches Dokument - nicht zuletzt durch die Begegnung der Weissenhofer mit Persönlichkei­ten, die zum Teil erst nach der Begegnung mit Bob, Carl und Keith jene Bedeutung erlangen sollten, die man ihnen heute zubilligt.

Auf ihrer abenteuerlichen Reise trafen die drei so unterschiedliche Persönlichkeiten wie die Mata Hari, den Papst von Alexandria, den marxistischen Sittenforscher Eduard Fuchs, den Ägyptologen Howard Carter, Marika Rökk und den jungen französischen Reisenden Gustave Flaubert. Dass Bob en passant das Grab des Tutanchamun entdeckte und die drei Brüder die Autonomie der reinen Farbe, kann hier nur am Rande angemerkt werden.

Ein besonderes Glück stellt der Umstand dar, dass ein reisender Lichtbildner die Brüder Bob, Carl und Keith in prachtvollen Aufnahmen festhielt. Die mittlerweile etwas verbleichten Bilder wurden in einem Atelier in Cairo aufgenommen und bilden die wichtigsten Episoden der Künstlerreise nach. Wir sehen die Weissenhofer vor den Pyramiden zeichnen oder mit schwerem Gepäck am Ufer des Nils. Diese frühen Photograpien legen bei allem würdevollen Ernst zugleich die Umstände ihrer Entstehung offen.