So kam es, dass Cimabue aus Florenz (...) in der Nähe von Vespignano auf den kleinen Hirtenjungen stiess, der sich, während seine Schafe grasten, eine saubere, glatte Steinplatte ausgesucht hatte und darauf mit einem spitzen Stein ein Schaf nach dem Leben zeichnete, was ihn einzig sein natürlicher Instinkt gelehrt hatte.
Die Entdeckung Giottos durch Cimabue, nach Giorgio Vasaris Künstlerlegenden:
Le vite dei più eccellenti architetti, pittori et scultori italiani, Florenz 1550
Die Wurzeln der Weissenhofer
Tagelanges schweres Schneetreiben hatte den kleinen Hof im Wallistal von der Außenwelt abgeschnitten. So konnte Gustl nicht die Hebamme rufen lassen als bei seinem angetrauten Weib Josefa die Wehen einsetzten. Kurz nach den Weihnachtstagen des Jahres 1963 brachte sie einen gesunden Buben zur Welt. Schorsch wuchs heran und wurde wegen seiner besonderen kulinarischen Vorliebe von allen bald nur Käs genannt. Zwei Jahre danach bekam Käs ein Brüderchen, Robert, ein Kerlchen mit krausem Rotschopf. Groß war die Überraschung als Gustl und Josefa im gleichen Jahr vor der Tür des Weissenhofes ein Körbchen mit einem blonden Knaben fanden. Sie nahmen sich des Kindes an und gaben ihm den Namen Karl.
Drei Buben wollten nun genährt, gekleidet und umsorgt werden. Da die nächste Schule in einem weit entfernten Tal lag, unterrichteten Josefa und Gustl ihre Kinder selber so gut sie es verstanden. Die Abende und langen Wintermonate verbrachten Käs, Robert und Karl damit, Löffel zu schnitzen, Spielzeug zu basteln und Ansichten der Walliser Alpen auf kleine Holzscheiben zu malen. So trugen sie zum kärglichen Unterhalt der Familie bei.
Als der Ertrag des Hofes immer geringer wurde, beschloß Gustl mit seiner Familie auszuwandern. Vom Verkaufserlös des Weissenhofes mit Land und Vieh konnte mit Mühe die Überfahrt nach Amerika bezahlt werden. Beschwerlich war der Anfang dort, doch durch zähe Arbeit konnten sie schon bald einen Hof in Texas erwerben, den sie stolz “Weissenhofer Ranch” nannten. Die drei Brüder lebten sich in Amerika schnell ein und nannten sich fortan Keith, Bob und Carl Weissenhofer. Sie waren ihren Eltern eine große Hilfe, trieben das Vieh zusammen und markierten es mit dem Weissenhofer-Brandzeichen. Die langen Abende im Schein der Petroleumlampe verbrachten sie weiterhin mit Schnitzen, Basteln und Malen und gewannen darin solche Fertigkeiten, daß bedeutende Kenner und Sammler auf sie aufmerksam wurden.
Als die Weissenhofer-Ranch immer größer geworden war und man Vorarbeiter und Viehtreiber eingestellt hatte, sagten die Weissenhofer-Brüder ihren Eltern, die sie nun gut versorgt wußten, ade und zogen zurück in die alte Welt. Dort treten sie heute gemeinsam als die Künstlergruppe “Die Weissenhofer” auf, zeigen ihre neuesten Werke und stimmen dazu zünftige Lieder an, die von ihrer Kindheit, der Schönheit der Walliser Alpen und des saftigen Weidelandes in Texas erzählen. Die Weissenhofer wissen, was ehrliche Arbeit ist und wie ein guter Whiskey schmeckt.